Am 27. und 28. Januar ist Dmitrij Kitajenko erneut beim Konzerthausorchester Berlin zu Gast. Auf dem Programm steht von Sergei Rachmaninow das Klavierkonzert Nr. 2, das erste Werk, das der Komponist im Jahre 1900 komponierte, nachdem er seit dem Misserfolg seiner Ersten Symphonie fast drei Jahre lang keine Note geschrieben hatte. Erst Hypnose-Sitzungen mit dem für die Behandlung von Depressionen bekannten Doktor Nikolai Dahl hatten Rachmaninow wieder Selbstvertrauen gegeben. Die koreanische Pianistin Yeol Eum Son ist die Solistin in diesem grandiosen Klavierkonzert.
Das zweite Werk, das Dmitrij Kitajenko in Berlin dirigiert, ist Tschaikowskys 4. Symphonie. Sie wurde am 22. Februar 1878 vom Orchester des Moskauer Konservatoriums unter der Leitung von Nikolaï Rubinstein uraufgeführt. Tschaikowsky war bei der Uraufführung nicht anwesend, was beim Publikum auf Unverständnis und Kritik stieß. Eine Woche nach dem Konzert, dem Tschaikowskys Mäzenin Nadjeschda von Meck beigewohnt hatte, schrieb ihr der Komponist in einem der mehreren Hundert Briefe, die er an sie schickte (ohne sie jemals persönlich zu treffen):“Vorigen Winter, als ich die Vierte Symphonie schrieb, litt ich an starker Schwermut. Die Symphonie ist ein Widerhall dessen, was ich damals fühlte, aber nicht mehr als ein Widerhall. Wie könnte das in klare und bestimmte Wortfolgen gebracht werden? Ich weiß es nicht und kann es nicht. Vieles habe ich auch schon vergessen, geblieben ist nur eine allgemeine Erinnerung an die Leidenschaftlichkeit und das Unheimliche des Erlebten… (…) Die Einleitung ist das Samenkorn der ganzen Symphonie, der Haupteinfall, von dem alles abhängt… Das ist das Fatum, jene verhängnisvolle Macht, die hindert, dass die Sehnsucht nach Glück zum Ziel gelangt, die eifersüchtig darüber wacht, dass Wohlergehen und Ruhe nicht vollständig und ungetrübt sind, die wie ein Damoklesschwert über dem Haupte schwebt und unentwegt die Seele vergiftet.“ Und zum vierten Satz meinte er: „Wenn Du in Dir selbst keinen Anlass zur Freude findest, so suche ihn bei anderen Menschen! Geh ins Volk, sieh zu, wie es heiter ist… Freue Dich an fremder Freude!“